Wenn die „Logisch-Philosophische Abhandlung“, der sogenannte „Tractatus logico philosphicus“, nicht allein zum britischen, sondern auch zum österreichischen Kulturgut gehört, dann spielt dabei der Entstehungsort, die „Wittgensteinvilla“ in Oberalm, eine zentrale Rolle. In Österreich gibt es keinen vergleichbaren erhaltenen Ort mehr, auch vergleichbare Wittgensteinorte im Ausland sind zerstört. Der „Tractatus“, wie wir ihn kennen, hat in Oberalm erst seine entscheidende Form bekommen.

INITIATIVE VILLA WITTGENSTEIN

Im Frühjahr 2014 wurde bekannt, dass die über Jahrzehnte hinweg wenig liebevoll behandelte Villa Neubauplänen weichen sollte. Um dies zu verhindern, wurde die Initiative "Villa Wittgenstein Oberalm" gegründet.
Unsere Ziele sind:
¬ die Erhaltung und respektvolle und behutsame Restaurierung des Hauses sowie sensible Weiterentwicklung und Revitalisierung des Hauses mit Hilfe architektonisch zeitgemäßer Interventionen zwecks
¬ Schaffung eines „Europäischen Erinnerungsortes für lebendige Kultur“ durch eine qualitätsvolle kulturelle Nutzung des Gebäudes – im Sinne und Geiste von Ludwig Wittgenstein – und damit die Bedeutung des Ortes einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und in diesem Sinne Oberalm und das Land Salzburg kulturell zu positionieren.

EUROPÄISCHER ERINNERUNGSORT FÜR LEBENDIGE KULTUR

Im handschriftlichen Vorwort des sogenannten „Prototractatus“ schreibt Ludwig, der spätere Professor für Philosophie in Cambridge: „Meinem Onkel Herrn Paul Wittgenstein und meinem Freund Herrn Bertrand Russell danke ich für die liebevolle Aufmunterung, die sie mir hatten zuteil werden lassen.“ Bertrand Russell (1872–1970) ist kein Geringerer als Ludwig Wittgensteins früher Förderer und Mentor, der Mathematiker, Logiker und Vater der „Analytischen Philosophie“, der spätere Nobelpreisträger Bertrand Russell. Und Ludwigs Schwester Hermine erinnert sich in ihren „Familienerinnerungen“ an die „schönste Gastfreundschaft“ und die „kongenialste Atmosphäre“, die ihrem Bruder Ludwig geboten wurden, als dieser „an seinem ersten philosophischen Buch“ (Brenner-Archiv, Innsbruck), dem „Tractatus“, arbeitete.