Briefe und Feldpost von Paul Wittgenstein an Neffen Ludwig Wittgenstein (1914-1923)

Es handelt sich um den Autographen-Bestand HAD 1277/9-1 bis 13 + 1277/10-1. In Ihm befinden sich demnach 14 Dokumente, z. T. aus Oberalm, zwischen 1914 und 1923 an Ludwig Wittgenstein (auch einige Briefe an das Militärkommando Krakau).
Paul Wittgensteins Verhältnis zu seinem Neffen war ein besonders „inniges“. Dieses Wort ziert durchgehend seine Briefe: „Dein Dich innig liebender Onkel“ oder auch der Satz „Dein [Ludwigs] Kontakt mit mir ist unverlierbar[…].“
Hinsichtlich der Villa in Oberalm besonders aufschlussreich ist jener Brief vom 25. Oktober 1914 ins Feld, in dem Paul mitteilt, dass er „in Oberalm […] links von Deinem [Ludwigs] Zimmer die beiden rückwärtigen Zimmer für 4 Verwundete eingerichtet“ habe. Paul berichtet in seiner Korrespondenz weiters über seinen Bruder Karl, den Vater Ludwigs, auch vom eigenen Sohn Hermann, der im Ersten Weltkrieg in Sarajevo stationiert war. Onkel Paul berichtet überdies von seinen Lektüren: u.a. Arthur Schopenhauer, Augustinus, den Upanischaden des Veda, Einsteins Relativitätstheorie, Johann Peter Hebels „Schätzkästlein“ oder über seine physikalischen und technikgeschichtlichen Interessen sowie seine Reisen u. a. nach Rom.
Im Juni 1921 lädt Paul seinen Neffen erneut nach Oberalm ein: „je eher – je früher um so lieber!“ Aus Oberalm lässt er Ludwig im Juni 1921 wissen, dass Sohn Hermann mit seiner Familie in Oberalm einziehen werde. Im Oktober 1921 wendet er sich erneut an Ludwig und schickt ihm in einem Paket „die Sachen, die Du in Oberalm gelassen hast u. ein Messer, das ich für Dich in Salzburg gekauft habe.“
Noch im gleichen Monat 1921 zeichnet er in seinen Brief an Ludwig sogar ein Miniatur-Selbstporträt und kommentiert es mit den Worten: „So etwa sehe ich jetzt aus“.Nachdem Sohn Hermann in der Villa eingezogen war, kam Vater Paul nach Oberalm auf Besuch: „Den Juli [1922] gedenke ich in Oberalm zu verbringen.“ Paul, der ungemein begabte Maler (Autodidakt), lebte seit 1921 u.a. in Aigen bei Salzburg und lud dort auch bekannte Musiker ein, um etwa Bläserquintette zu spielen (etwa Mozarts Es-Dur-Quintett).

„Sei herzlichst gegrüßt liebster Ludwig von Deinem Dich liebenden Onkel Paul“ (1. März 1923)

„Es wäre wirklich schade, wenn damit wieder ein Stück Erinnerungskultur an Ludwig Wittgenstein verschwindet, wie es ja beinahe auch mit dem Wittgenstein-Haus im 3. Bezirk passiert wäre. Die Bedeutung von Onkel Paul und speziell diesem Haus in Hallein wird auch von den Wittgenstein-Biographen […] eingehend gewürdigt.“
Dr. Alfred SCHMIDT, Wissenschaftlicher Assistent, Generaldirektorin - Österreichische Nationalbibliothek

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